09.08.2023

Einblick in die Zukunft der (virtuellen) Zusammenarbeit

Inspirierender Vortrag von Prof. Dr. Simone Kauffeld

Ich bin immer noch begeistert von dem hochinteressanten Vortrag, den ich am 24. Juli 2023 besuchen durfte. Die Zukunft der (virtuellen) Zusammenarbeit stand im Fokus und die Einblicke von Prof. Dr. Simone Kauffeld, Lehrstuhlinhaberin für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie an der TU Braunschweig, haben mich nachhaltig inspiriert.

Organisiert wurde der Vortrag von der Friedrich-Alexander-Universität im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Gesundheit und soziales Miteinander im Arbeitskontext", die darauf abzielt, das Wohlbefinden und die Zusammenarbeit in modernen Arbeitsumgebungen zu fördern und bot einen aufschlussreichen Einblick in die sich wandelnde Arbeitswelt.


Fünf Thesen zur Zukunft der virtuellen Zusammenarbeit

These 1: Home Office wird bleiben

Eine klare Botschaft: Das #Homeoffice wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Die Möglichkeit, flexibel zwischen Büro und Heimarbeit zu wechseln, erweist sich als vorteilhaft für Arbeitnehmende und Organisationen gleichermaßen. Mitarbeitende schätzen am Home Office insbesondere, dass sie Familie und Beruf besser vereinbaren und, trotz gelegentlicher Störungen durch das Umfeld, insgesamt ungestörter arbeiten können. Auch die Ersparnis von Kosten und Zeit für den Weg zur Arbeit und die Möglichkeit, dadurch einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten, wird als Vorteil gesehen. Die Mehrheit der Mitarbeitenden wünscht sich deshalb eine flexible Mischung aus Arbeiten im Home Office und Präsenzarbeit, wobei die meisten maximal zwei Tage pro Woche im Office Zuhause arbeiten möchten. 

These 2: Individuum und Organisation profitieren - dem Team gilt die Sorge

Auch, wenn die Vorteile des Arbeitens im Home Office für die Mitarbeitenden auf der persönlichen Ebene überwiegen, ist hybrides oder rein virtuelles Zusammenarbeiten für das Team nicht in gleicher Weise vorteilhaft. Um die Teamdynamik zu stärken, ist deshalb besonders gestaltetes Feedback erforderlich, das sowohl über die Zusammenarbeit im Team und die Teamprozesse als auch über die vom Team erbrachte Leistung und die realisierten Ergebnisse Auskunft gibt.  Auch das Prinzip der geteilten Führung, das den Teammitgliedern  Verantwortung überträgt und sie in die Führung einbezieht, fördert den Zusammenhalt im Team. 

These 3: Qualität der Präsenz - Activity based Konzepte

Um auch bei Präsenzarbeit die Konzentrationsfähigkeit, die Produktivität und die Arbeitsmotivation wieder zu steigern, bietet Activity based Working gute Ansatzpunkte. Nach der Leitidee dieses Konzepts „Your Office Is Where You Are“ haben Beschäftigte die Möglichkeit, je nach Tätigkeit, den Arbeitsplatz flexibel und optimal zu wählen. Beispielsweise werden starre Raumkonzepte aufgelöst und Bereiche geschaffen für stilles, konzentriertes Arbeiten und gemeinschaftliche Interaktion oder auch Bewegung. 

These 4: (virtuelle) Meetings

Laut Prof. Dr. Kauffeld haben Untersuchungen ergeben, dass Mitarbeitende, die face2face miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten, tendenziell die besseren Ergebnisse erzielen. Im Vergleich zu einer Zusammenarbeit, die per Chat oder Videokonferenz erfolgt, sind bei einer face2face-Interaktion sowohl die Qualität des Informationsaustausches und der realisierten Lösungen als auch die strukturierte Arbeitsweise und das kollegiale Verhalten deutlich überlegen. Ein weiterer Vorteil ist, dass face2face-Kommunikation die Stimmung und das Wohlbefinden im Team fördert. Um diesen Mangel der virtuellen Kommunikation auszugleichen, kann ihre fehlende Reichhaltigkeit z.B. durch eine Variation der genutzten Medien kompensiert werden.

These 5: Anforderungen und Ressourcen bei der virtuellen Zusammenarbeit

Die virtuelle Zusammenarbeit stellt Anforderungen an Mitarbeitende und Unternehmen und erfordert von beiden Seiten Ressourcen. Durch die zunehmende Digitalisierung erhöht sich der Arbeitstakt und erfordert Flexibilität sich auf immer Neues einzustellen. Für viele Mitarbeitende wächst dadurch der mentale Druck. Deshalb ist es umso wichtiger, bei virtueller Zusammenarbeit die Gesundheit und die Resilienz der Mitarbeitenden in den Fokus zu stellen, indem die Selbstmanagementfähigkeiten jedes Einzelnen gestärkt und die Arbeitsverhältnisse entsprechend gestaltet werden. 

Ich habe aus dem Vortrag insbesondere folgende Erkenntnisse mitgenommen: 

  1. Flexibilität ist gefragt: Die Mehrheit der Arbeitnehmenden wünscht sich eine Mischung aus Home Office und Präsenzarbeit im Büro. Hierbei sind bis zu zwei Tage im Home Office besonders geschätzt.
  2. Teamarbeit im Fokus: Die Teamdynamik bei virtueller Zusammenarbeit erfordert spezifische Maßnahmen wie gezieltes Feedback und geteilte Verantwortung. Gezieltes Feedback, das sowohl individuelle Leistungen als auch Teamprozesse betrachtet, ist ein Schlüssel, um ein effektives virtuelles Team zu formen. 
  3. Gestaltung virtueller Meetings: Face2face-Kommunikation führt zu besseren Ergebnissen, effizienterer Zusammenarbeit und gestärktem Teamwohlbefinden gegenüber Meetings per Chat oder Videokonferenz. Die fehlende Reichhaltigkeit virtueller Kommunikation muss deshalb durch geeignete Medien oder Maßnahmen kompensiert werden.
  4. Gesundheit im Fokus: Die Gesundheit und Resilienz der Mitarbeitenden in der virtuellen Zusammenarbeit gewinnen an Bedeutung. Die Kompetenzen zum Selbstmanagement müssen gestärt und die Arbeitsverhältnisse entsprechend gestaltet werden.

Der Vortragsstil von Prof. Dr. Kauffeld war lebendig und inspirierend. Ihre Erkenntnisse haben mir wertvolle Impulse für meine Arbeit mit Teams gegeben. Es ist klar geworden, dass die Zukunft der (virtuellen) Zusammenarbeit nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen birgt. Ich bin motiviert, diese Erkenntnisse in meine Arbeit einzubringen und einen positiven Wandel zu gestalten.

Lasst uns gemeinsam die Zukunft der Arbeit aktiv mitgestalten und auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen. Welche Erfahrungen und Ideen habt ihr zur virtuellen Zusammenarbeit? Teilt sie gerne mit mir!