16.11.2016

Das Gedankenkarussell stoppen

Wie es gelingt, ein belastendes Gedankenkarussell zu stoppen… oder wie man aus einem Elefanten wieder eine Mücke machen kann

In der wöchentlichen Teambesprechung lässt ein Kollege die Bemerkung fallen, dass Lisa Braun ein Kontrollfreak sei und es ihr erheblich an Gelassenheit fehle. Kein Wunder also, dass sich viele Kollegen im Team von ihr genervt fühlen. Die Bemerkung sitzt! Lisa Braun fühlt sich gedemütigt und das auch noch vor allen Kollegen. Schwer getroffen von der öffentlichen Attacke nimmt sie ihren Frust mit nach Hause. Es gelingt ihr nicht die verletzenden Worte aus dem Kopf zu bringen. Ganz im Gegenteil, diese verfolgen sie tagelang und bringen ihr Inneres in Aufruhr. Belastende Gedanken kreisen in ihrem Kopf und kosten ihr wertvolle Energie.  Diese lassen Lisa weder zur Ruhe kommen, geschweige denn schlafen. Aber genau das bräuchte sie jetzt: das Gedankenkarussell stoppen und zur Ruhe kommen. Nur so könnte sie Abstand gewinnen, um wieder einen klaren Gedanken fassen und darüber nachdenken zu können, wie es nun mit ihr und ihrem Job weitergehen soll.


Wie kann der Ausstieg aus einem belastenden Gedankenkarussell gelingen?

Unermüdlich um ein und dasselbe Problem kreisende Gedanken sind der Versuch unseres Gehirns, eine Lösung für das Problem zu finden. Aber je mehr wir gedanklich kreisen, desto tiefer geraten wir in den Sog des Problems. Die damit verbundenen negativen Gefühle und Emotionen verstärken sich und belasten umso mehr. Es wird zunehmend schwieriger einen Ausweg zu finden. Die befreiende Lösung rückt in immer weitere Ferne. Die Frage ist deshalb: Was kann man tun, um eine solche Situation zu bewältigen und einen Ausstieg zu finden?

Was denkt es so in mir? – Achten Sie auf Ihre Gedanken und nehmen Sie diese bewusst wahr!

Lenken Sie zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Gedanken und nehmen Sie diese bewusst wahr nach dem Motto “Was denkt es gerade in mir?”. Spüren Sie nach, welche belastenden Gefühle, sog. Emotionen, mit diesen Gedanken verbunden sind oder durch diese hervorgerufen werden. Fühlen Sie sich verletzt, traurig, neidisch, nicht beachtet oder ausgeschlossen? Versuchen Sie die Emotionen genau zu benennen. Können Sie die Emotionen auch körperlich spüren, z. B. als Schmerz, Druck- oder Engegefühl und, falls ja, wo im Körper?

Sind diese Gedanken alte Bekannte von Ihnen oder treten diese in bestimmten Mustern oder Abfolgen auf? Welche Situationen sind es, die Sie gerne in ein belastendes Gedankenkarussell abgleiten lassen? Sind es womöglich alte Wunden oder Baustellen, die sich hier bemerkbar machen? Diese wünschen sich Ihre Aufmerksamkeit! Kommen Sie Ihren blinden Flecken auf die Spur. Begrüßen Sie diese. Indem Sie diese annehmen, verschaffen Sie ihnen die ersehnte Beachtung und Würdigung. Sie erkennen Ihre wirklichen persönlichen Bedürfnisse.

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Außenwelt!

Nach der Würdigung der Gedanken und Emotionen ist es wichtig, inneren Abstand herzustellen. Aller Erfahrung nach treibt sich ein Gedankenkarussell von selbst an. Es gewinnt zunehmend an Fahrt und es wird immer schwieriger auszusteigen. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig (wieder) der Außenwelt zuzuwenden. Dies gelingt, indem man sich bewusst und zwar mit allen Sinnen (sehen, hören, riechen, schmecken, spüren) dem zuwendet, was man gerade tut: Arbeiten, Abspülen, Staubsaugen, Sport treiben usw. Wenn es gelingt, sich in einen Zustand der “Selbstvergessenheit” zu versetzen, verlieren Probleme an Bedeutung.

Das Gedankenkarussell verliert an Fahrt. Nach einer gewissen Zeit und mit gewissem Abstand ist es möglich, sich dem Problem beruhigter und sachlicher zu widmen. Die Distanz eröffnet den Blick für eine gute Lösung.

Wie Sie sich selbst noch unterstützen können!

Zusätzlich können Sie sich selbst unterstützen, indem Sie sich bewusst Zeit nehmen, z. B. eine halbe Stunde, und das Problem sowie die damit verbundenen Gedanken und Emotionen aufschreiben. Durch das Aufschreiben ermöglichen Sie es Ihren negativen Gedanken und belastenden Gefühlen aus dem Kopf über die Hand auf das Papier zu fließen. Sie betreiben auf diese Weise aktive “Psychohygiene”. Zu einem späteren Zeitpunkt können Sie sich dann, mit Hilfe Ihrer Aufzeichnungen, mit der Lösung des Problems beschäftigen.

Wenn Sie dazu neigen, dass Ihre Gedanken immer wieder zu dem Problem hingleiten, dann können Sie sich auch ein Gummiband um das Handgelenk legen. Sobald Ihre Gedanken abgleiten, ziehen Sie an dem Band. Der Schmerz wird Ihre Gedanken zurück zu holen.

Zu diesem Thema stehe ich Ihnen auch gerne persönlich zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich bitte! Ich freue mich darauf!